Literarische Gattungen

Der folgende Artikel gibt eine Übersicht über die drei Literaturgattungen Drama, Epik und Lyrik. Am Ende des Moduls gibt es zu jeder Gattung ein exemplarisches Beispiel.

Lyrik, Drama und Epik

In der Literaturwissenschaft gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Konzepten, um literarische Texte in Gruppen einzuordnen. Die Ursprünge einer solchen Einteilung reichen bis in die Antike zurück. Schon Aristoteles unterschied zwischen dramatischen und nicht dramatischen Texten. Doch die mit Abstand populärste und gängigste Aufteilung ist die bis heute allgemein gültige Dreiteilung in Drama, Epik und Lyrik, wie sie von Johann Wolfgang von Goethe postuliert wurde.

Drama (altgr. für "Handlung")
Zur literarischen Gattung der dramatischen Texte gehören Komödien, Opern, Theaterstücke und Tragödien. Kennzeichnend ist die allein durch Dialoge fortschreitende Handlung. Aus diesem Grund eignen sich Dramentypen von allen drei Gattungen am besten für Aufführungen vor Publikum.

Epik (griech. für "Wort, Erzählung")
Unter der Literaturgattung der Epik (bzw. Prosa) lassen sich mit Abstand die meißten unterschiedlichen Typen einordnen: Biographie, Erzählung, Epos, Essay, Fabel, Kurzgeschichte, Märchen, Novelle, Parabel, Roman, Sage, Satire (Liste nicht abschließend). Wesentliche Kennzeichen sind Erzählstruktur und Erzählperspektive. Wesentliche Kennzeichen sind Erzählstruktur und Erzählperspektive. Geschichten kennzeichnen sich durch ihre Vers- oder Prosaform, welche aus der Sicht eines fiktionalen Charakters erzählt werden.

Lyrik (griech. von "Lyra", einem Zupfinstrument)
Zur Gruppe der Lyrik gehören sämtliche in Versform geschriebene Texte. Metren und Reime sind zwar oftmals kennzeichnend für lyrische Werke, jedoch keine notwendige Bedingung. Stattdessen zeichnen sich lyrische Texte hauptsächlich durch die Verwendung von sprachlichen Gestaltungsmitteln aus. Unter dem Begriff Gedicht lassen sich mit Ballade, Elfchen, Haiku, Limerick, Ode und Sonett mehrere spezielle Varianten ordnen.

Literaturgattung Drama - Beispiel


Die Räuber (1781) - Friedrich Schiller

Franz: Schon wieder hier, eigensinnige Schwärmerin? Du hast dich vom frohen Mahle hinweggestohlen, und den Gästen die Freude verdorben.
Amalia: Schade für diese unschuldige Freuden! das Todenlied mus noch in deinen Ohren murmeln, das deinem Vater zu Grabe hallte –
Franz: Willst du dann ewig klagen? Laß die Toden schlafen, und mache die Lebendigen glücklich! Ich komme –
Amalia: Und wann gehst du wieder?
Franz: O weh! kein so finsteres stolzes Gesicht! du betrübst mich, Amalia. Ich komme dir zu sagen –
Amalia: Ich mus wohl hören, Franz von Moor ist ja gnädiger Herr worden.

Literaturgattung Epik - Beispiel


Ein Brief (1902) - Hugo von Hofmannsthal

Dies ist der Brief, den Philip Lord Chandos, jüngerer Sohn des Earl of Bath, an Francis Bacon, später Lord Verulam und Viscount St. Albans, schrieb, um sich bei diesem Freunde wegen des gänzlichen Verzichtes auf literarische Betätigung zu entschuldigen.
Es ist gütig von Ihnen, mein hochverehrter Freund, mein zweijähriges Stillschweigen zu übersehen und so an mich zu schreiben. Es ist mehr als gütig, Ihrer Besorgnis um mich, Ihrer Befremdung über die geistige Starrnis, in der ich Ihnen zu versinken scheine, den Ausdruck der Leichtigkeit und des Scherzes zu geben, den nur große Menschen, die von der Gefährlichkeit des Lebens durchdrungen und dennoch nicht entmutigt sind, in ihrer Gewalt haben.
Sie schließen mit dem Aphorisma des Hippokrates: »Qui gravi morbo correpti dolores non sentiunt, iis mens aegrotat« und meinen, ich bedürfe der Medizin nicht nur, um mein Übel zu bändigen, sondern noch mehr, um meinen Sinn für den Zustand meines Innern zu schärfen. Ich möchte Ihnen so antworten, wie Sie es um mich verdienen, möchte mich Ihnen ganz aufschließen, und weiß nicht, wie ich mich dazu nehmen soll.

Literaturgattung Lyrik - Beispiel


Mondnacht (1837) - Joseph von Eichendorff

Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis' die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

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